Ein Blick in die Hölle-Der Eyjafjallajökull
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Der Weg zum Eyjafjallajökull-Krater
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Es begann alles durch einen Zufall.
Die Laki Piste F206 war noch gesperrt und so machten wir eine geführte Tour mit Hólasport.
Diese Tour hat uns soviel Spaß gemacht, dass wir mal danach gefragt hatten, ob sie denn auch zum Eyjafjallajökull fahren würden.
Na klar!
Am 9.Juli 2011 war es dann soweit.
Der Treffpunkt sollte der Parkplatz vom Seljalandsfoss an der Ringstraße 1 sein.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ungewiss, ob die Tour überhaupt stattfinden kann.
Am frühen Morgen gab es einen Gletscherlauf am Mýrdalsjökull, der die Brücke über den Múlakvísl bei Vik weggerissen hat.
Man war auch sehr angespannt, was der Vulkan Katla machen würde, da erhöhte Erdbebenaktivitäten gemessen wurden.
Aber pünktlich rollte unser Auto an.
Schon sehr imposant, wenn der Truck vorfährt. Da werden alle anderen Autos zu Kinderspielzeugen.
Das Funkgerät war ständig online geschaltet, damit wir sofort auf neuste Meldungen reagieren können.
Es konnte also losgehen.
Nach dem ersten Anstieg entschloss sich Trausti, unser Fahrer, erst einmal den Luftdruck in den Reifen zu verringern, um einen besseren Grip zu bekommen.
Nach ca. 20 min. endete die Schotterstraße, die ungewöhnlich breit in den Hang gelegt worden ist.
Sie wurde als Zufahrt zu einem Steinbruch gebaut.
Dieser Steinbruch lieferte das Baumaterial für den Anlegekai der Fähre zu den Westmännerinseln.
Der Blick ging immer wieder zum Himmel.
Bei der Anfahrt hatten wir von Westen kommend, bestes Wetter gehabt.
Von Hekla ging ein riesiges Wolkenband in Richtung Südküste.
Über Funk gab es eine Menge Spekulationen, ob der Vulkan schon
aktiv sei.
Blicken wir zum Gipfel des Eyjafjallajökul, so erkennen wir noch
viele Wolken.
Hoffentlich verdichten sie sich nicht noch mehr.
Die Fahrt ging jetzt nur noch langsam voran, denn die Piste war keine mehr.
Teilweise mussten starke Steigungen überwunden werden und sehr große Brocken lagen überall herum.
Es war aber der Weg, der im GPS abgespeichert war.
Also alles noch im grünen Bereich.
Aber spätestens hier endet die "gemütliche" Fahrt.
Nach einer Stunde haben wir den Gletscher erreicht.
Die Spuren zeigten den Weg.
Hier müssen wir also hoch.
Trausti sagte, dass jetzt das schwierigste Stück beginnen würde.
Wenn wir das überwunden haben, ist der Rest ein Kinderspiel.
Also los.
Dann, nach ca. 30 m, war Schluss.
Die Räder haben sich in den weichen Schnee gewühlt.
Trausti versuchte durch schaukelnde Bewegungen neuen Grip
für die Reifen zu bekommen.
Das alles bei dieser Steigung - oh ha!
Jetzt entschied er sich dafür, noch mehr Luft aus den Reifen zu lassen,
um die Auflagefläche noch weiter zu erhöhen.
Immer wieder musste ich daran denken was passieren würde,
wenn das Fahrzeug nach hinten rutschen würde.
Aber es sollte noch dicker kommen.
Als ich davon ausging, die Mission als gescheitert zu betrachten,
lies sich Trausti ca. 10m nach unten rutschen,
trat erneut auf das Gaspedal, schlug das Lenkrad 90° nach
links ein und fuhr auf den Steinwall links von uns zu.
Jetzt standen wir richtig in der Wand.
Und wieder hingen wir fest!
14 km hatten wir geschafft und nun war doch das Ende der Tour erreicht?
Ein Foto habe ich noch gemacht, denn bei geschätzter 60° Neigung,
brauchte ich meine Hände zum Festhalten
und außerdem musste ich mich auf den Absturz mit Überrollen einstellen. :)
Uns war in diesem Augenblick nicht wohl.
Wie es Trausti gemacht hat wissen wir nicht, aber er hat
es tatsächlich geschafft! Das war echtes Können!
Unser Vertrauen in seine Fahrkünste stieg gewaltig!
Jetzt galt es einen anderen Weg zu suchen.
Der erste Weg war eine Sackgasse.
Die Felsbrocken waren unüberwindbar.
Wir suchten den Weg zwischen Geröll und Eis.
Das war genau richtig. So kamen wir langsam voran.
Bei 1000 m hatten wir das Schwierigste überstanden.
Die rutschigen und giftigen Anstiege waren geschafft!
Zu ersten Mal konnten wir in der Ferne den Gipfel deutlich erkennen.
Jetzt mussten noch ein paar Altschneefelder überwunden werden,
bevor wir auf das eigentliche Gletschereis kamen.
Bei 1100 m erkennen wir das Gletschereis.
Der Gipfel ist nun komplett in Wolken gehüllt.
Insgeheim hoffen wir, dass wir oben freie Sicht haben werden.
Im Moment sieht es nicht danach aus.
Wir befinden uns jetzt am Übergang zum Gletschereis.
Gerade gedacht, da verdichtet sich die Wolkendecke umso mehr.
Aber sie gab auch noch die eine oder andere Lücke frei.
Hier ein Blick auf den im Tal fließenden Markarfljót, der vor einem Jahr
auch den Gletscherlauf vom Eyjafjallajökull aufnahm.
Ein Blick auf die zurückgelegte Strecke.
Im Tal haben sich jetzt auch die Wolken zusammengeschoben.
Dann plötzlich! Wieder haben sich die Räder ins Eis gedrückt.
Unter dem Eis haben sich Hohlräume gebildet, die bei entsprechender Belastung
nachgeben.
Während Trausti den Luftdruck erneut reduziert, beobachten wir
das Wetter.
Ringsherum die Asche vom Ausbruch.
Wir versuchten die alte Strecke wieder zu finden, die laut GPS vorgegeben war.
Keine Chance, denn vor uns tauchten solche Spalten im Eis auf.
Fahren wir in ein solche Spalte, ist die Tour vorbei.
Bei der schlechter werdenden Sicht auch gar nicht so einfach, sie rechtzeitig zu erkennen.
Vorsichtig beginnen wir, jeden dieser Risse umfahren.
Dann war es soweit!
2 Stunden nach Abfahrt sahen wir zum ersten Mal den Gipfel.
Richtig unheimlich taucht der Goðasteinn aus dem Nebel auf.
Wir haben es geschafft!
Wir waren auf dem Gipfel des Eyjafjallajökull angekommen!
Das GPS zeigt eine Höhe von 1563 m.
Vor einem großen Riß im Eis halten wir an.
Eine unheimliche Ruhe umgibt uns.
Die Wolken ziehen langsam über uns hinweg und geben ab
und zu mal einen kleinen Spalt frei.
Unten am Krater steigt Dampf auf.
Das, was wir nicht gehofft hatten, ist nun eingetreten.
Wir waren inmitten einer Wolkenschicht. Dennoch veränderte sich
die Sicht permanent.
Wir bewundern den Goðastein, der wie ein Wahrzeichen am Gipfel thront.
Dieser Fels war auch schon vor der Eruption vorhanden und diente manchem mutigen
Fotografen als Bühne.
Die gesamte Asche vom letzten Ausbruch war mit Schnee überdeckt.
Lediglich dieser Felsen wurde vom Schnee freigehalten.
Unser eigentliches Ziel - der noch heiße Krater.
Aber zuvor wollen wir noch etwas anderes erledigen.
Ein dreieckiges Teil erregte die Aufmerksamkeit von uns.
Trausti hatte es auch vorher nicht gesehen, denn bei seinem letzten Besuch
lag noch viel mehr Schnee auf dem Gipfel.
Also schauen wir es uns einmal aus der Nähe an.
Februar 2014
Jetzt bedeckt eine dicke Ascheschicht den Fels.
Mein Optimismus, alles mit einmal bewältigen zu können, wurde bald jäh gestoppt!
Die Fotokamera umhängend und die Filmkamera in der rechten Hand, machte ich mich daran,
dieses Felsstück zu besteigen.
Unterhalb der Asche war noch Eis und die obere Schicht schon etwas angetaut.
Ich hatte großes Glück, dass die Kameras einigermaßen verschont blieben.
Wir suchten nun eine Stelle, an der ein Aufstieg möglich ist.
Irgendwann war es geschafft und wir konnten dieses Teil unter die Lupe nehmen.
Was wie ein seismisches Messgerät aussah, war ein Umsetzer für Funksignale.
Besorgt blicken wir Richtung Krater.
Die Wolken haben sich erneut verdichtet und es sieht so aus,
als ob bald dichter Nebel den Gipfel umhüllt.
Gut war, dass der Wind ein wenig aufgefrischt hat und die Wolken immer
wieder in Bewegung hielt.
Wenn die Wolkendecke einmal etwas durchlässiger war, wurde die ganze
Umgebung in ein ganz merkwürdiges Licht getaucht.
Das der Blick auf die andere Seite.
Jetzt aber wieder zurück zum Auto.
Nun begann der eigentliche spannende Teil der Tour - der Abstieg zum Kraterrand.
Die große Frage war: Wie weit werden wir herankommen?
Werden wir es bis an die wohl noch sehr heißen Stellen schaffen, die wir
von hier oben ausmachen können?
Der Rand der Caldera.
Zuerst versperrte uns diese Spalte im Eis den Weg.
Diesen Spalten sollte man mit großem Respekt begegnen!
Wir umgehen diese Spalte und halten uns an die Anweisungen von Trausti.
Abstand halten, vorsichtig gehen und in seiner Spur bleiben!
Es ging einem schrägen Hang entlang.
Auf dem Schnee und dem darunter liegenden Eis war es gar nicht so einfach, sicheren Tritt zu bekommen.
Als hätte der Himmel auf uns gewartet!
Das Wetter wurde schlagartig besser.
Alles wurde mit einmal so glasklar und konturenscharf.
Und dann diese absolute Stille.
Der Blick geht nach Norden in Richtung Gletscher.
Unterhalb dieser Gletschers brach das Eis durch und entließ gewaltige
Mengen Schmelzwasser.
Langsam tasten wir uns voran. Vorsicht ist das erste Gebot.
Bloß nicht in irgendeine verdeckte Spalte treten.
Unter dem Schnee könnten während der Eruption Schmelzlöcher
im Eis entstanden sein.
Wie nahe werden wir wohl herankommen?
Da haben wir aber schon ein ganzes Stück Weg hinter uns.
Dann passiert doch noch ein Wunder! Ein Wolkenloch in Richtung Þórsmörk.
Gar nicht auszudenken, wenn wir wolkenlosen Himmel gehabt hätten!
Gespannt schauen wir ins Tal.
Wir sehen von hier oben den Einhyrningur.
Der obere Rand des Gigjökull.
Ein bizarres Bild aus Eis und Asche.
Langsam nähern wir uns dem Kraterrand.
Aber Vorsicht! Nicht zu überhastig!
Auch hier muss jeder Schritt überlegt werden!
Wie ein schlafendes Ungeheuer.
Die letzten Meter bis zum Krater sind eisfrei.
Wir stehen am Rand des Vulkankraters!!
Der erste vorsichtige Blick ins Innere des Kraters.
An der oberen Seite, an der wir gerade stehen, bedeckt sehr viel Eis den Hang.
Aus dem Untergrund hört man ein dumpfes Glucksen.
Dabei scheint es sich um Gasblasen zu handeln, die vermutlich aus der Tiefe aufsteigen.
Aber wir riechen kaum Schwefeldämpfe.
Es ist ganz still.
Nur das leise Gurgeln aus dem Untergrund ist zu hören.
Wir stehen direkt am Kraterrand.
Nicht zu nahe, denn der Rand besteht aus loser Asche.
Für einen kurzen Moment hat der Wind den Dampf vertrieben
und wir sehen den Kraterboden.
Kaum vorstellbar, dass das dort unten Eis sein soll. Zumindest sieht
es so aus. Jedoch wäre es bei der Hitze schlecht möglich.
Etwas unterhalb des Kraters, fällt dieser bunter Hügel auf.
Offensichtlich ist seine Oberfläche noch sehr heiß.
Ein schaurig-schöner Ort!
Möglich, dass hier der letzte Ascheausstoß war und sich dadurch
dieser Hügel gebildet hat.
Er ist jedenfalls so heiß, dass immer warme Luftschauer von ihm zu
uns geweht werden.
Alles um uns herum zeugt von der Gewalt des Ausbruches vor einem Jahr.
Rechts von uns der Krater.
Es ist ganz still und es riecht auch nicht nach Schwefel.
Fast schon unheimlig.
So stellt man sich wohl einen fremden Planeten vor.
Das wir hier einmal stehen würden ...
Trausti ist am überlegen, ob man es wagen kann, noch etwas näher
herangehen kann.
Wir schätzen die Lage als stabil ein, der Wind kommt von hinten - also vorwärts.
Es ist ein unglaubliches Gefühl an einem Ort zu sein, der noch vor
nicht all zu langer Zeit gewaltige Kräfte freisetzte und Europas
Flugverkehr fast komplett zum Erliegen gebracht hat.
Wir ertasten den Vulkan.
Jetzt sind wir noch näher am "bunten Hügel"
Merkwürdig - alles ist ziemlich stark zerklüftet und fast schwarz
und dann diese Farben.
Innerlich stelle ich mir die Frage, ob man da hingehen kann?
Nein - näher gehen wir nicht heran! Das ist zu gefährlich!
Trausti ruft uns zu einem kleineren Aschewall.
An seinen Flanken können man sich wunderbar aufwärmen.
Dieses Aufwärmen habe ich schmerzhaft zu spüren bekommen.
Nur einmal versehentlich mit der Hand an diesesm unscheinbaren Risss abgestützt
und beinahe fürchterlich verbrüht!
Aus diesem Spalt kam sehr heißer Dampf, den ma aber nicht sehen konnte.
Ich habe den Vulkan gefühlt!!
Hier finden wir auch hellere Gesteinsbrocken, die der Vulkan herausgeschleudert hat.
Vorwiegend sieht man größere Schlackebrocken, die hier überall vertreut sind.
Beim näheren Hinsehen, fallen viele interessante Gesteine auf.
Wir finden auch die vulkanischen Bomben.
Über die Hänge verstreut.
Diese Brocken sind während der Eruptionen ständig hier eingeschlagen.
So langsam scheint das Wetter umzuschlagen.
Die Wolkenlücken werden immer spärlicher uns man hat das Gefühl,
dass der aufsteigende Dampf immer mehr werden würde.
Dann hüllen uns erneut Wolken ein.
Es wird Zeit den Rückweg anzutreten.
Eigentlich wollen wir gar nicht gehen!
Wir wären am liebsten hier geblieben.
Aber wir mussten uns wieder auf den Rückmarsch machen,
denn oben hatte es angefangen zu schneien.
Diese Eindrücke werden wir für immer im Kopf bewahren.
Es war eine ganz tolle Erfahrung die uns gezeigt hat, wie klein
wir eigentlich sind und was die Natur, ohne uns zu fragen,
so alles machen kann.
Auf dem Rückweg erwischten wir nun auch so manchen Hohlraum.
Dazu gleich ein Hinweis:
Wer diese Tour ebenfalls machen will, sollte unbedingt die
entsprechenden Schuhe anhaben!!
Es ist nicht nur staubig und schlammig, sondern es sind die
superscharfen Gesteinskanten, die ganz schön an der Sohle
und an der Oberfläche der Schuhe arbeiten!
Nach einem beschwerlichen Aufstieg, erwartete uns am
Auto Schneefall.
Wir hatten also zur richtigen Zeit den Rückweg angetreten.
Außerdem bekamen wir jetzt auch Besuch.
Bergab ging es wesentlich leichter.
Die Wolken hatten sich wieder stark verdichtet. Wir folgten unserer eigenen Spur.
Jetzt hatte es sich auch im Tal zugezogen.
Ein traurig `dreinblickender Wasserschieber, der seine Arbeit tut.
Wir füllen unsere Trinkflaschen noch einmal mit frischem Gletscherwasser.
Fast auf Meereshöhe verschwindet der Nebel.
Unten wieder angekommen, mussten wir schnell noch einmal
zum Gigjökull fahren, um ihn von unten zu betrachten.
Entlang dieser farbenprächtigen Kulisse verläuft die F249 zum Gletscher.
Irgendwo da oben haben wir eben noch gestanden.
Eine Wintertour zum Gigjökull findet ihr auch hier:Klick
Wie es aussieht, wenn man den Eyjafjallajökull im Winter erklimmt,
sieht man hier: Klick
Wir haben ein Abenteuer erlebt, auf das wir
uns seit einem Jahr gefreut haben.
Einmal den Vulkan so nah erleben -
das ist nur noch durch einen Ausbruch zu übertreffen!
An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an Trausti!
Seine Fahrkünste haben uns dies Möglichkeit erst ermöglicht.
Wer also mal dieses Abenteuer selber erleben oder die Laki
Krater sehen möchte, denen möchten wir die Jungs
von Hólasport sehr ans Herz legen!
Takk fyrir !!
Hier noch ein kleiner Film.